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18. Dezember

Gott ist ein großer Herr 

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Mt 1,18-24

Nach der Verkündigung sendet der Herr Josef einen Engel wie in einem Traum, um ihn über die Empfängnis Jesus zu benachrichtigen und ihn in der Heilungsgeschichte einzubeziehen. Bevor wartet er aber darauf, dass er wert dieser Rolle ist. Die Prüfung, der er unterzogen wird, betrifft die Gerechtigkeit, die etwas viel größeres als Gesetzlichkeit ist. Das Gesetz hätte ihm nämlich erlaubt, Maria zu verstoßen; aber Josef entscheidet sich, „in aller Stille von ihr zu trennen“, damit er ihr die öffentliche Schande vermeidet. Mutti und ich hatten als junge die Ehre, einen Menschen mit jener Sinn für Gerechtigkeit kennen zu lernen. Es war Vater Cipriano Ricotti, damals Prior des Dominikanerklosters von Heiligem Markus in Florenz. Vater Cipriano hat uns während unserer ganzen Verlobung geführt und endlich hat unsere Hochzeit in der Kirche San Martino a Mensola vollzogen. Eine Nacht vor vielen Jahren sahen wir eine der jüdischen Religion gewidmete Sendung fern, in dem man über den „Weg der Gerechter“ redete, der in Jerusalem denjenigen gewidmet wurde, die während des Zweiten Weltkriegs Juden aus der Verfolgung unter eigener Lebensgefahr gerettet haben. Auf einmal wurde Vater Cipriano zusammen mit einigen Mailänder Juden interviewt, die er gerettet hatte und ihm öffentlich danken wollten. Wir waren beeindruckt, denn wir wussten nichts davon: Vater Cipriano hatte nichts darüber je gesagt. Wir informierten uns sofort und entdeckte, dass er in Florenz eine große Zahl Juden in Sicherheit brachte, indem er sie zuerst am Dachboden des Klosters und dann in der ganzen Stadt versteckte. Vater Cipriano war nicht nur ein Gerechter, er war auch ein Mann von Barmherzigkeit. Nachdem er einen Tag die heilige Messe während der Woche der Leidensgeschichte Christi zelebriert hatte, erreichte er uns wie immer, um uns zu grüßen. Er hatte Tränen in den Augen: „Es tut mir leid – sagte er – aber es passiert mir, wenn ich die Eucharistie diese Woche zelebriere, mich zu berühren“. Er war ein großmutiger Mensch, aber wir waren zu jung, um das voll zu verstehen. Mit den Jahren erleuchten uns seine Lehre und sein Beispiel aber unsere Lebensentscheidungen immer mehr.

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