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XXIX  Woche im Jahreskreis – Montag

Der Kreislauf des Lebens 

Und er erzählte ihnen folgendes Beispiel: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her: Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen: Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. Lk 12,16-21

Dieser reiche Mann, dessen Landgut gute Ernte gegeben hatte, sollte mittleren Alters sein, denn das ist die Zeit des Lebens, in der man daran denkt, wohin die angehäuften Güter zu stellen. Vor und nach jener Zeit sind die Probleme anders. Diesen Sommer nach dem Abendessen sind wir im Garten unseres Hauses in Castiglioncello und wir verbringen die letzten Stunden des Tages, indem wir uns unterhalten, bevor ins Bett zu gehen. Mit Großeltern, Kindern und Enkeln waren wir etwa fünfzehn Menschen. Paolo, der letzt geborene von Anna Rita, beschäftigt sich, das letzte Fläschchen Milch des Tages zu saugen; Chiara und Carlotta spielten und zankten, während sie etwas mit den Steinchen des Gartens bauten und darüber sprachen, was sie als erwachsen machen würden; und Sara, die kurz seine Grundschule beenden wird, wurde gehänselt, denn man ihre erste kleine Vernarrtheit für einen Klassenkameraden entdeckt hat. Gabriele, der immer mit seinen Wettkämpfen beschäftigt ist, informierte uns über ihre besten Zeiten und über die Zeiten, die er erreichen kürzlich wollte. Eugenio und Gianmario sprachen über ihre Arbeiten; wenn in einigen Jahren sie den Alter des Mannes im Gleichnis von heute erreichen werden, werden sie auch daran denken, wie das verdiente Geld zu investieren.

Mitten in allen diesen Träumen und Plänen waren wir, die Großeltern, die, während wir unsere übrigen Jahren planen, schon anfangen, an die Begegnung mit dem Herrn zu denken. In unserem Alter baut man keine neuen Lager, wohin die gute Ernte zu stellen; man denkt dagegen daran, das zu übergeben, was wir am wertvollsten vom Leben gelernt haben. Das ist der wunderbare Kreislauf der menschlichen Existenz, der von den Kinderträumen ging und nach Plänen und Verwirklichungen beendet, indem wir uns fragen, wohin wir gehen.

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