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XV Woche im Jahreskreis – Freitag

Jesus Christus, der Befreier

In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren – wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; 8denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat. Mt 12,1-8

Dem Juden war der Sabbat der Tag des Feiern und des Wartens auf die messianische Zeit, mit deren Advent jeder Tag Feiertag ist und alles, auch das Gesetz, seinen Abschluss findet. Mit Jesus ist diese Zeit angekommen: Was symbolisch ist, das hat keinen Sinn mehr und lässt der Wirklichkeit, dem Wesen Raum. Die Symbole des Sabbats und des Tempels sind vorbei: Jesus entweiht sie nicht, einfach er übertrifft sie. Mit der Überwindung der Symbole verwirklicht sich auch die Befreiung des Menschen. In sehr symbolischen Gesellschaften wie der Jüdischen geschieht es – wer weiß warum – dass die Symbole von einem Zeitpunkt an wichtiger als derselbe Mensch werden und am Ende überwältigen sie ihn. Mit dem Advent des Messias in der Geschichte steht der Mensch nicht mehr im Dienst des Sabbats, aber es ist der Sabbat, der im Dienst des Menschen steht. Deswegen sind das Predigen und das öffentliche Leben Jesu Gelegenheit zu dauerndem Streit mit den Gesetzleuten, deren Religiosität nur aus einem unterdrückenden Aufeinanderfolgen von Riten und Observanzen besteht, die am Ende Unterdrückungsmittel des Menschen über den Menschen werden. Sie scheinen Probleme, die nur die jüdische Gesellschaft von Jesus betreffen, wäre es nicht, dass in unserer Zeit andere Symbolen sind entstanden. Der Mensch wird heute von der Bürokratie, der technologischen Entwicklung, dem Kult des Habens, der Suche nach der Quantität zulasten von der Qualität, dem Kult des Aussehens zulasten des Wesens fast eingeschlossen. Der Mensch braucht noch heute, von allen diesen symbolischen Bändern befreit zu werden, um echter, richtiger, freier und größer zu leben. Jesus befreit uns nicht nur von der Sünde, sondern auch von allen sozialen Sklavereien, die uns von jeder Seite umklammern.

Wie ist es möglich, von allen diesen Bedingungen befreit zu werden? Während unseres Alltagslebens scheint es sehr schwierig, aber in unserer inneren Welt macht der Herr es möglich, denn der Mensch ist nie Sklave, wenn er frei ist, zu denken, zu träumen, zu hoffen, zu glauben, zu beten und für eine verschiedene Welt zu wirken.

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