3 Juli, Thomas, Apostel
Die Seligkeit der Kirche
Thomas, genannt Didymus (Zwilling), einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht. Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder versammelt und Thomas war dabei. Die Türen waren verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Joh 20,24-29
Vor einem Monat war Mutter mit Gabriella und Pietro, zwei teuren Freunden, im Heiligen Land. Ich hätte gern dort mitfahren mögen, wenn meine Arbeitsverpflichtungen das erlaubt hätten. Es wäre aber so, als ob ich mitgefahren wäre, denn in der Ehe es die transitive Eigenschaft der Gnade gibt, deswegen übertragen sich Gefühle, Gedanken und Segnungen geheim zwischen Ehemann und Ehefrau, und die Erfahrung eines wird die Erfahrung der beiden. Ich war in Mailand, als ich in der Pause einer Arbeitssammlung Anna Maria anrief. „Wie schön, Pierluigi – antwortete sie – Ich bete gerade auf dem Berg der Seligpreisungen!“. „Sehr gut, bete für mich auch“. „Ich tue es gerade!“ fügte sie hinzu. Wir grüßten einander, Anna Maria machte mit seinem Gebet weiter, und so machte ich mit meiner Sammlung. Ich fühlte einen solchen Herzensfrieden, der mir an den Gruß Jesu den Aposteln im Evangelium von heute erinnert hat: „Friede sei mit euch!“. Aber woher kommt dieser Friede? Es ist eine Seligpreisung, die Jesus auf dem Berg, wo Anna Maria betete, nicht erwähnt hat, aber er hat sie dem Thomas verkündet und sie wird im Evangelium von heute wiedergegeben: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“. Das ist die Seligpreisung der Kirche, diejenige, die seit zweitausend Jahren alle erleben, die auf einem entgegengesetzten Weg als jenem von Thomas sind, da sie ans Evangelium geglaubt haben. Er hat geglaubt, denn er hat gesehen; wir sehen, denn wir glauben. Heiliger Augustinus gibt uns eine wunderbare Zusammenfassung: „Credo ut intelligam!“, ich glaube, um zu verstehen. Das ist die erste Seligpreisung; wenn sie voll erlebt wird, erlaubt sie uns, alle andere, die Jesus auf dem Berg, wo Anna Maria betete, auflistete, zu leben: selig sind, die da geistlich arm sind, selig sind die Sanftmütigen, selig sind die Barmherzigen, selig sind, die reinen Herzen sind. Es ist ein endloses Wunder der Gnade Gottes.