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XII Woche im Jahreskreis – Mittwoch

Die Worte und die Taten

Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. Mt 7,15-20

Es gibt Propheten der Bibel, der Geschichte, der Politik, der Wirtschaft. Jede menschliche Tätigkeit hat ihre Propheten, da sie eine gewisse Fähigkeit befragt, die Zeichen der Zeit wenn auch in geringen Bereichen lesen zu können. Am wichtigsten ist es zu verstehen, wenn sie glaubhaft sind. Das Evangelium von heute zeigt uns als Bewertungskriterium „die Früchte“ und nicht die Worte. Die Worte der Menschen drücken Idee und Begriffe aus, aber die Taten bestätigen ihre Glaubhaftigkeit.

Einen Tag wurde der Mahatma Gandhi, der im letzten Jahrhundert den gewaltfreien Befreiungskampf von der englischen Herrschaft leitete, von einer Frau erreicht: „Mein Sohn wird zu fetter und die Zähne werden von Karies befallen, denn er isst heimlich viele Süßigkeiten – sagte er – Ich habe ihm gesagt und wiederholt, das nicht zu tun, aber er hört mich nicht zu. Bitte, sagen Sie es ihm, denn er schätzt Sie sehr“. „Kommen Sie beide in zwei Tagen zurück“ antwortete Gandhi. Am dritten Tag kam die Frau mit dem Sohn zurück, zu dem Gandhi einfach sagte: „Junge, du musst nicht mehr Süßigkeiten essen, denn sie tun dir weh“. „Entschuldigen Sie mir, bitte, wenn ich mich erlaube, Ihnen zu sagen – sagte die Frau – aber Sie hätten eine solche einfache Empfehlung vor drei Tagen machen können!“. „Nein! – antwortete Gandhi – denn vor drei Tagen aß ich auch Süßigkeiten“. Der weise und glaubhafte Mensch kann nicht von der Folgerichtigkeit zwischen  Worten und Taten. Auch wir haben in unserer Familienerfahrung eine große Lehre von Folgerichtigkeit von Vater Arturo bekommen, einem Mensch, den wir oft erinnern. Vor dreißig Jahren, als wir schon zehn Kinder hatten, wägten wir die Gelegenheit ab, Luis und Edgar, zwei erwachsene Jungen, die der Augustiner Missionar Giovanni Salerno uns aus Peru ausgezeichnet hatte, zu adoptieren. Wir sprachen darüber mit Vater Arturo, damit er uns bei dem Urteilsvermögen half. „Ihr müsst das tun – rief er aus – denn es ist gut: Der Herr wird euch belohnen und er wird nie euch an das tägliche Brot fehlen lassen“. Wir adoptierten Luis und Edgar und Vater Arturo brachte uns Tag für Tag eine Tasche voll von frischem Brot für drei Jahre. Einen kalten Wintertag kam er aber nicht und wir dachten, dass er es vergessen hatte, aber er war nicht so. Als er zu uns mit der gewöhnlichen Tasche voll von Brot kam, hatte ein Wagen auf dem Schnee geschleudert und ihn angefahren. Das Brot fiel alle auf der Straße verstreut. Uns blieben die übrigen Laibe der vorherigen Tage, die wir als etwas heiliges aufbewahrt haben. Nach und nach, dass ein Kind heiratet oder aus dem Haus geht, um seinem Lebensplan zu folgen, geben wir ihm ein Bisschen, als ein Zeichen von Vorsehung und Treue dem gegebenen Wort.

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