IX Woche im Jahreskreis – Mittwoch
Die Auferstehung der Toten
Von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, aber kein Kind, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Es lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen. Da nahm sie der zweite; auch er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der dritte. Keiner der sieben hatte Nachkommen. Als letzte von allen starb die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Jesus sagte zu ihnen: Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel. […] Mk 12,18-27
Der Glaube an die Auferstehung der Toten stammt aus dem Neuen Testament, aus dem Predigen und der Erfahrung des auferstanden Christi, und verbreitet sich allen Menschen. Sie repräsentiert das Herz der christlichen Offenbarung, ohne die (wie Paulus an den Korinther schreiben wird) „unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos ist“ (1Kor 15, 14). Vor Jesus hat sich der Begriff der Unsterblichkeit der Seele in der griechisch-römischen Welt durchgesetzt, und so machte der Begriff der Auferstehung keinen Sinn: Das kann nicht sterben, was unsterblich ist. In der alten jüdischen Zivilisation des Alten Testaments sah sich der Jude am Anfang als sterblich und der Tod war ihm das Ende von allem. Dann begann der Begriff der Auferstehung, sehr langsam in Erscheinung zu treten: Man kann darüber im zweiten Makkabäerbuch anlässlich des Todes der sieben Brüder (2Makk 7), und in den Bücher Jesajas (Jes 26, 19) und Daniels (Dan 12, 2).
Nach den Sadduzäern, die Konservative waren und des Alten Testament nur die ersten fünf Bücher anerkannten, war der Glaube an die Auferstehung lächerlich. Sie waren fast alle Landbesitzer und ihnen bestand das Problem des Todes erst daraus, ihrem Geschlecht das Landeserbe zu versichern. Deswegen gehen sie im Evangelium von heute zu Jesus, der schon begonnen hat, über die Auferstehung zu reden, und sie stellen ihm ironisch das angenommene Fall der Frau, die sieben Männer gehabt hat, und fragen ihn: „Wessen Frau wird si bei der Auferstehung sein?“ Nachdem er ihre schwache Kenntnis der Schrift gezeigt hat, antwortet Jesus: „Wenn sie von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel“. In der Ewigkeit wird tatsächlich kein Problem des Besitzes der Frau da sein, wie bei der jüdischen Zivilisation zur Zeit Jesu geschah. Im Gegenteil, da für die Gläubiger des Evangeliums das als Auferstandene Leben schon auf dieser Welt beginnt, gibt es schon in jener Antwort den Anfang der Aufwertung der Frau.