DEFL176

IX  Woche im Jahreskreis – Montag

Die Treue Gottes 

Jesus begann zu ihnen (wieder) in Form von Gleichnissen zu reden. (Er sagte:) Ein Mann legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um bei ihnen seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen. Sie aber packten und prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Darauf schickte er einen anderen Knecht zu ihnen; auch ihn misshandelten und beschimpften sie. Als er einen dritten schickte, brachten sie ihn um. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden geprügelt, die andern umgebracht. Schließlich blieb ihm nur noch einer: sein geliebter Sohn. Ihn sandte er als letzten zu ihnen, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Die Winzer aber sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns. Und sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und den Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / er ist zum Eckstein geworden […]? Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen; aber sie fürchteten die Menge. […]. Da ließen sie ihn stehen und gingen weg. Mk 12,1-12

Dieses Gleichnis ist eine allegorische Darstellung der Heilsgeschichte, die beide die Vergangenheit und die Zukunft umfängt, und der Besitzer des Weinbergs ist natürlich Gott. Es fasst die ganze Geschichte Israels als eine steigende Flut von Bosheit zusammen, wie eine zunehmende und ununterbrochene Herausforderung gegen Gott, der mit eine immer größere Barmherzigkeit antwortet, die den Gipfel erreicht, wenn er sich entscheidet, sein Sohn in der Person von Jesus von Nazaret auf die Welt zu schicken. Er wird aber getötet: „Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns“. Wenn der Sohn umgebracht wird, scheint es, dass die Geschichte der endlosen und einseitigen Liebe Gottes zu Ende sei, und man erwartet von ihm als logische Folgerung die Rache. In Gott gibt es aber keine Rache, es gibt nur Barmherzigkeit. In jener extremen Lage, nach der Vergebung an allen und dem Tod am Kreuz, muss die Geschichte die Auferstehung Christi, des Opfers der Untreue, zur Kenntnis nehmen. Aus jenem außerordentlichen Ereignis stammte die Kirche, eine neue Menschheit, deren Eckstein Jesus ist. Aber in der Kirche gibt es auch immer dieselbe Versuchung: Sich des Erbguts zu bemächtigen und den Sohn, Jesus Christus, umzubringen. Jedesmal wenn wir uns für gerecht und würdig halten, wenn wir die Erbschaft des Reichs fordern und Rechte auch wenn wegen unseres Glaubens erheben, verzichten wir die Gabe des Heils und töten den Sohn, denn die Liebe und Treue Gottes sind umsonst.

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