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V Woche der Osterzeit – Donnerstag

Bleibt in meiner Liebe

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Joh 15,9-11

In den ersten Versen des 15. Kapitel des Evangeliums nach Johannes, über die wir gestern nachgedacht haben, ermuntert Jesus seine Jünger dazu, in ihm zu bleiben: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch […]. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht […]. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt […]. Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten“ (Joh 15, 4-7). Im Text von heute erklärt uns Jesus, dass es bedeutet, in ihm zu bleiben, in seiner Liebe zu bleiben, damit er uns seine Freude mitteilen kann und unsere Freude voll ist. Was bedeutet aber dieser Ausdruck: „Bleibt in meiner Liebe“? Er bedeutet: „Lasst mich euch lieben! Geh nicht von mir entfernt, meine Freude ist voll, nur wenn ich euch lieben kann“. Das ist eine Bitte, die eine endlose Liebesmacht ausdrückt, die fähig ist, jede Sünde zu verzeihen und jede körperliche und seelische Krankheit zu heilen. Wir stehen vor einer Dimension der Liebe, deren Ende der Mensch nicht sehen kann; er kann sie nur ahnen, wenn am Kreuz Jesus sagt: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23, 34). Vor dieser Fähigkeit zu lieben konnte die Kirche behaupten, dass das Wesen Gottes „Liebe“ ist, und sie zeigt sich voll in der „Verzeihung“. Uns wurde das Vorrecht gewährt, zu verstehen, was für eine heilende und verändernde Macht die Liebe hat, wenn sie so aufsteigt, dass sie an die Liebe Gottes denken macht, obwohl sie menschlich bleibt. In den 1980ern war das Problem der Obdachlosen für alle unlösbar: für die Stadtverwaltung und die lokale Kirche. Die Obdachlosen hörten auf niemanden und glaubten die Versprechungen und die  vorgeschlagenen Pläne nicht. Bruder Ettore, ein Ordensbruder der Kamillianer, löste das Problem. Voll von Heiligem Geist beugte er sich zu den Obdachlosen, wenn sie schmutzig und getrunken am Boden lagen, und sagte zu ihnen nur diese Worte: „Ich will nicht und frage dich nach nichts. Erlaub mir nur, dich zu lieben“. Ein Wunder geschah: Andere Leute schlossen mit ihm zusammen und die Obdachlosen in Mailand hatten im Laufe weniger Jahre warme Mahle, ein Bett, um zu schlafen, die heilige Messe am Sonntag in den Anlagen des Mailänder Hauptbahnhofs und fanden die Würde des Menschen wieder.

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