XXVI Woche im Jahreskreis – Freitag
Die Dämmerung des Abendlands
Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Doch es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat. Lk 10,13-16
Wenn wir Gottesfurcht hätten, sollte die Prophezeiung Jesu gegen die Städte Chorazin und Bethsaida uns erschrecken. Unser Italien, Sitz des Vatikans, reich an Wallfahrtkirchen und den schönsten Kirchen, wo die von christlichen Themen inspirierte Malerei die höchsten Meisterwerke gelassen hat, das für fast zweitausend Jahre der Kirche ihren Vikar Christi gegeben hat und seit jeher ein Land von Heiligen, Wunder und Sitz religiöser Orden ist, verliert den Glauben. Indem man das Evangelium von heute umschreibt, wären so viele Wunder in Peking oder Kalkutta wie in zweitausend Jahren in Italien geschehen, hätten sie seit lange bekehrt. Wie ist es möglich, dass unser Land mit seiner christlichen Geschichte sozial und moralisch von Abtreibungen und Scheidungen verwüstet ist, oder dass es die geringste Geburtenziffer in der Welt hat?
Wie in den Tiefdruckgebieten Luft aus anderen Gebieten kommt und Winde entstehen, die niemand halten kann, so werden wir wegen unserer verlorenen christlichen Identität immer mehr von anderen Völkern, Kulturen und Religionen überschwemmt werden. Niemand kann dazu etwas machen, wie Jesus nichts für die Städte Chorazin und Bethsaida machen konnte. Sie sind unwiderrufliche historische Veränderungen. Der Herr dann verwenden sie, um seinen Plan des universellen Heils zu verwirklichen, und das ist Teil seiner göttlichen Weisheit und seiner Allmacht. Die Kirche und wir auch müssen während dieses unseres Morgengebets nur beten und Glauben haben. „Habt Mut – sagt der Herr – Ich habe die Welt besiegt“ (Joh 16, 33). Der Plan des Heils ist unaufhaltsam, das Schicksal des Rests ist, Staub zu werden, der die Zeit wegkehren wird.