V Woche der Osterzeit – Sonntag
Die Wahl der Diakone
In diesen Tagen nun entstand bei der Zunahme der Zahl der Jünger laute Unzufriedenheit der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Verpflegung (oder: Versorgung) nicht genügend berücksichtigt würden. So beriefen denn die Zwölf die Gesamtheit der Jünger und sagten: »Es scheint uns nicht das Richtige zu sein, daß wir die Verkündigung des Wortes Gottes hintansetzen, um den Tischdienst zu besorgen. So seht euch nun, ihr Brüder, nach sieben bewährten, mit Geist und Weisheit erfüllten Männern aus eurer Mitte um, damit wir sie zu diesem Dienst (oder: für dieses Amt) bestellen; wir selbst aber wollen uns ausschließlich dem Gebet und dem Dienst am Wort widmen.« Dieser Vorschlag fand den Beifall der ganzen Versammlung, und man wählte Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes, ferner den Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Judengenossen (= zum Judentum übergetretenen Heiden) aus Antiochia. Apg 6,1-5
Wenn wir heute eine Zeitungsanzeige schrieben, um Personal zum Dienst in den Mensen zu suchen, würde sie so anfangen: „Man sucht Köche und Kellner“. Die ersten Apostel haben dagegen eine andere Entscheidungsweise gewählt: „So seht euch nun, ihr Brüder, nach sieben bewährten, mit Geist und Weisheit erfüllten Männern aus eurer Mitte um“. Sie haben so den Menschen besser als die Erfahrung bevorzugt. Ich muss sagen, dass mein Verhalten jenem der Apostel sehr ähnlich war, als es mir in der Vergangenheit bei meinem Beruf passierte, Personal anzustellen, und ich hatte immer sehr gute Mitarbeiter angestellt. Ich las den Lebenslauf, und die ersten zwei Fragen gingen immer um die vergangenen Berufserfahrungen, um zu kontrollieren, dass alles, was geschrieben war, richtig war. Dann wechselte ich das Thema und stellte ich persönliche Fragen, indem ich immer die Freiheit gab, nicht zu antworten. „Sind Sie verheiratet? Wie viele Kinder haben Sie? Sind sie geschieden? Was machen Sie am Abend, wenn Sie von Arbeit zurückkehren? Wie verbringen Sie den Sonntag? Was sind Ihre Hobbys?“ Und ich hörte zu, indem ich manchmal Einzelheiten anregte. Ich hatte so nie den falschen Menschen angestellt. In Wahrheit antwortete man mir manchmal: „Was haben diese Fragen mit die Arbeit zu tun, die ich erledigen sollte?“ Ich antwortete: „Sehen Sie, wir stellen nicht nur einen Profi an, sondern einen Menschen, der im Arbeitszustand mehrere Probleme erregen kann, als er als Profi lösen könnte“. Einen Tag hatte ich ein Vorstellungsgespräch mit einem Techniker um einen Arbeitsplatz bei einer Baustelle im Ausland. Auf einmal gestand er: „Ich bin ein ehemaliger Häftling. Während meiner Haft hatte meine Frau einen Geliebten. Jetzt bin ich frei und wir wollten unser Leben von neuem wieder anfangen, indem wir unsere Vergangenheit auslöschen. Wenn Sie ein kleines Haus für zwei im Lager, das Sie beim Baustelle vorbereitet haben, bauen lassen, würde ich mich bei Ihnen sehr bedanken“. Ich stellte ihn an, er hatte sein kleines Haus, und er war ein sehr guter Mitarbeiter, seine Frau war eine ausgezeichnete Person, und endlich sie kamen, mir zu danken. Diese vergangenen Ereignisse fallen mir ein, wenn ich diese Stelle der Apostelgeschichte lese, die über die Wahl der Diakone spricht.