DEFS178         

XXIII Woche im Jahreskreis – Sonntag

Glaubensgemeinschaft und menschliche Verhältnisse                                           

will ich um der Liebe willen doch nur bitten, so wie ich bin: Paulus, ein alter Mann, nun aber auch ein Gefangener Christi Jesu. So bitte ich dich für meinen Sohn Onesimus, den ich gezeugt habe in der Gefangenschaft, Den sende ich dir wieder zurück und damit mein eigenes Herz. Ich wollte ihn gern bei mir behalten, damit er mir an deiner statt diene in der Gefangenschaft um des Evangeliums willen. Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, damit das Gute dir nicht abgenötigt wäre, sondern freiwillig geschehe.Denn vielleicht war er darum eine Zeit lang von dir getrennt, damit du ihn auf ewig wiederhättest, nun nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen, der mehr ist als ein Sklave: ein geliebter Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im leiblichen Leben wie auch in dem Herrn. Wenn du mich nun für deinen Freund hältst, so nimm ihn auf wie mich selbst. Phlm 9-10.12-17

Onesimus, ein Sklave von Philemon (einem reichen von Paulus bekehrten Herr in Kolossai), war geflohen. Zum Glück war er nach Rom gefahren und hatte Paulus getroffen, der, indem er das Evangelium verkündet hatte, ihn zum Glauben gebracht hatte. Paulus entscheidet sich aber, ihn zu seinem Meister mit einem Brief wieder zu schicken. In diesem Brief findet man die Stelle von heute. Der Apostel ist schon alt und wegen des Evangeliums gefangen, und er möchte Onesimus bei ihm halten, denn er könnte ihm sehr nützlich sein, aber lieber schickt er ihn zu Philemon wieder, dem er empfehlt, ihn nicht mehr als Sklave sondern als „Bruder in dem Herrn“ zu betrachten. Im Brief fragt Paulus nicht, dass Philemon ihn von der Sklaverei befreiet, denn er will nicht Philemon dazu zwingen, aber sein Wunsch ist klar: Er hofft, dass Onesimus befreit wird.

Dank Gottes gibt es die Sklaverei nicht mehr in den entwickelten Ländern, aber es gibt noch heute Bedingungen, denen diese Stelle eine Antwort geben kann. Was für ein Verhältnis sollte zum Beispiel zwischen dem Unternehmer und dem Angestellten in einer Firma da sein, wenn sie beide den Glauben erreichen? Da ich diese Erfahrung persönlich erlebt habe, sage ich sofort, dass es keine einfache Lage ist. In einer Firma gibt es gefestigte hierarchische Verhältnisse, die der Grund ihrer Wirksamkeit repräsentieren. Wenn man sie mit der Brüderlichkeit im Glauben verändert oder ersetzt, können Probleme entstehen. Darunter gehen die schwierigsten zu lösen um die Bereiche der Leitung und der Verhältnisse zwischen dem Unternehmer und den anderen Angestellten an. Diese Verhältnisse können nicht wegen die Gemeinschaft im Glauben anders sein. Dieses Thema stellt sich in einem allgemeineren Thema, das um das Verhältnis zwischen Menschen und seinen Grund – oder, so zu sagen – seinen „Inhalt“ – geht. Im Arbeitsraum muss die Firma die Güte und die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte, so wie die guten Verhältnisse innerhalb der Arbeiterschaft und zwischen  ihr und dem Unternehmer, wahren. Wenn ein Verhältnis von Brüderlichkeit im Glauben dieser Richtung folgt, ist es gut angelegt, sonst ist es zu verbessern.

In meiner Erfahrung ist es mir passiert, die Verschlechterung des Produkts wegen veränderter menschlicher Beziehungen und verschiedener Privatverhältnisse als der Berufsverhältnisse zu sehen. Während der Startphase eines Wärmekraftwerks musste ich einen Starter aus seinem Auftrag entfernen, der wegen ideologischer Uneinigkeit mit dem Verantwortlichen des Startens viele Probleme verursachte. Man braucht viel Weisheit, um am besten die Arbeits- und die Menschenverhältnisse zu verbinden.

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