Palmsonntag
Das Paschamahl heute zu essen
Als die Stunde gekommen war, begab er sich mit den Aposteln zu Tisch. Und er sagte zu ihnen: Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen. Denn ich sage euch: Ich werde es nicht mehr essen, bis das Mahl seine Erfüllung findet im Reich Gottes. Und er nahm den Kelch, sprach das Dankgebet und sagte: Nehmt den Wein und verteilt ihn untereinander! Denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht mehr von der Frucht des Weinstocks trinken, bis das Reich Gottes kommt. Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis! Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sagte: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird. Doch seht, der Mann, der mich verrät und ausliefert, sitzt mit mir am Tisch. Der Menschensohn muss zwar den Weg gehen, der ihm bestimmt ist. Aber weh dem Menschen, durch den er verraten wird. Da fragte einer den andern, wer von ihnen das wohl sei, der so etwas tun werde. Lk 22,14-23
„Ich habe mich sehr danach gesehnt, […] dieses Paschamahl mit euch zu essen“ sagt Jesus in der Stelle von heute, die das Letzte Abendmahl erzählt. Warum hat Jesus so lange diesen Wunsch gehegt? Um den Sinn dieses Gefühls zu vertiefen, braucht man, was für einen Juden bedeutete, das Paschamahl zu essen. Das Wort „Pascha“ stammt aus dem Aramäischen „pasha“, das „Hinübergehen“ bedeutet. Im Alten Testament bedeutete es, das Paschamahl zu essen, die Befreiung des jüdischen Volks zu feiern, das von Mose von der Sklaverei in Ägypten zur Freiheit in der Wüste durch die Durchquerung des Roten Meeres, das der Herr vor ihnen geöffnet hatte, geführt wurde. Das war ein sehr großes Ereignis gewesen, und es wurde stark vom Pharao, der die Juden Sklaven halten wollte, um sie an die großen Werke, die wir noch heute bewundern, arbeiten zu lassen, aber auch von einem großen Teil desselben Juden behindert, denn die Sklaverei hat seine Bequemlichkeiten und die Freiheit hat einen Preis zu bezahlen. Frei zu sein bedeutet, die Verantwortung seiner eigenen Entscheidungen an sich zu nehmen. Als sie endlich ins Gelobte Land ankamen, die Juden hatten die Gewohnheit, das „Paschamahl zu essen“, indem, wenn möglich, sie den von den Priestern im Tempel in Jerusalem geopferte Lamm aßen, um ihre Befreiung zu feiern.
Für Jesus nimmt aber das „Paschamal zu essen“ die Bedeutung, jene Ereignisse und jene Riten erst zu Symbolen zu machen: Die Befreiung von der Sklaverei wird die Befreiung des Menschen von der Sünde, und der Osterlamm zu opfern ist er selbst. Wenn Jesus sagt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird […] [Das ist] mein Blut, das für euch vergossen wird“, bezieht er sich auf dem Golgota. Trotzdem vermischt sich der Wunsch, das Paschamahl mit den Jüngern zu essen, in ihm mit dem Angst vor dem näher Rücken des Kreuzes und der Verbitterung des Verrats: „Jetzt ist meine Seele erschüttert“ (Joh 12, 27) und auch „Doch seht, der Mann, der mich verrät und ausliefert, sitz mit mir am Tisch“.
Auch für uns bedeutet das Essen des Paschamahls einen Ritus zu zelebrieren und einen Übergang zu machen. Der Ritus ist der Sakrament der Eucharistie, wo die Kirche aktualisiert den Opfer Christi auf dem Golgota und benutzt dieselben Worte des Evangelium von heute: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ und „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen ist“. Der Übergang ist der Übertritt, den wir vom alten Mensch zum neuen Mensch machen müssen, indem wir akzeptieren, von Jesus Christus befreit zu werden, wie im Alten Testament das jüdische Volk akzeptiert, von der Sklaverei in Ägypten befreit zu werden.
Dann ist die Frage, die wir uns stellen: wovon müssen wir so akzeptieren, befreit zu werden? Vor allem müssen wir akzeptiere, von unserer Sünde durch Jesus Christus befreit, verzeihen, geheilt und erlöst zu werden. Dann bedeutet es, die Liebe des Herrn wieder zu entdecken, mit der Folge, dass wir beginnen, für ihn und für die anderen zu leben, indem wir vom Begriff des „meinen“ zum Begriff des „unseren“ übergehen. Endlich bedeutet es, von einer Gerechtigkeit, die die Rache benutzt, zu einer, die die Verzeihung benutzt, zu übergehen. Der Preis dieses Übertritts ist der Übergang von der Traurigkeit zu einer unendlichen Freude.
Es ist eine Kettenreaktion, die gezündet wird, wenn man das Geschenk des Opfers Jesus Christi auf dem Kreuz akzeptiert und an seine Auferstehung glaubt.