XXVIII Woche im Jahreskreis – Mittwoch
Die Ausübung der Autorität
Doch weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür. Lk 11,42-46
Jeder hat in einem Tag Momente, in denen er den Dienst der Verantwortung verrichten muss: bei der Familie, bei der Arbeit oder in anderen Tätigkeiten. Anders gesagt, muss jeder Mensch in mehr oder weniger breiten Bereichen seine Autorität ausüben und die Rolle des Haupts (mindestens von sich selbst) bekleiden. Das Evangelium von heute erlaubt uns zu überlegen, wie so zu sein. Es gibt zwei Weisen: Entweder durch die mit dem Sachverstand und dem Dienst erworbene Glaubwürdigkeit, oder indem man das Gewicht der Rolle geltend macht.
Im ersten Fall wird die Aufgabe des Haupts, auch wenn institutionell, im Bereich durch die Ausübung der „Diakonie“, d.h. des Diensts, wiedergewonnen; Im zweiten Fall hält sich der Haupt so von geerbtem oder erworbenem Recht wegen, und er denkt, dass es richtig ist, dass man ihm dient, anstatt zu dienen. Die christliche Weise, die Autorität auszuüben, ist durch die Diakonie, wie sie Mose, Jesus, Petrus, Paulus und alle Führer der Heilsgeschichte ausgeübt haben. Die Diakonie ist eine globale Verpflichtung, sie zieht den ganzen Menschen hinein tags und nachts; sie kümmert sich um jedes materielle oder geistliche Bedürfnis, und setzt voraus, dass der Haupt der Erste sein muss, der die Verantwortung übernimmt und die Regeln beachtet. Diese Weise, die Autorität auszuüben, gibt eine solche Glaubwürdigkeit, dass es überflüssig wird, sie durch die Pflege des Aussehens, die Sitze in den ersten Reihen oder die Grüße in den Plätzen zu suchen.
Wer dagegen die Rolle des Haupts ohne den Sachverstand und die Dienstgabe bekleidet, sondern indem er das Recht, bedient zu werden, geltend macht, der muss ein Aussehen schaffen, vielleicht indem er das Gewicht der Rolle geltend macht. Das ist die Haltung der Pharisäer, die im Evangelium von heute von Jesus unverhohlen aufgedeckt werden. Die erste Regel des Pharisäers war (und sie ist so geblieben), öffentlich die Beachtung der geringsten Regeln – wie z.B. die Bezahlung des Zehnten von Minze Raute – zeigt und privat die großen Regeln der Gerechtigkeit und der Liebe für Gott und den Nächsten übertritt.
Die zweite Regel des Pharisäer war die Suche nach den ersten Sitzen in der Synagoge und nach den Grüßen in den Plätzen, so dass die Untertansrolle der anderen dauernd ernährt wurde. Die dritte Regel war, die Menschen mit unerträglichen Lasten zu laden, ohne sich damit zu unterwerfen, wie manchmal mit den Steuern und Abgaben passiert. Das ist die Arroganz der Mächtigen, die keine Zeit kennt.