DEFS063

XXXIV Woche im Jahreskreis – Christkönigssonntag

Der Herr ist mein Hirte 

Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher. Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang / und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. Ps 23

Jeder träumt im Leben, ein Löwe zu sein, denn wir alle vom Mythos der Macht, der Kraft, der Noblesse bezaubert werden. Die Jungen, die Fußball spielen oder Rad fahren, hoffen, Meister und nicht Mitläufer zu werden, denn der Mensch strebt danach, Sieger zu sein, und die Gesellschaft ermutigt ihn dazu dauernd mit ihren Idolen. Die Mitläufer sind diejenigen, die nicht Meister werden konnten. Trotzdem liegt in jedem Menschen auch der Geist des Schafes, denn alle (auch die Könige) wünschen, geführt und beraten zu werden. Der Psalm von heute wird dem König David zuerkannt. Ein König wie er, der zum Gott betet, damit er ihm gut regieren und die Feinde besiegen hilft, ist ein König, der geführt werden will. Im Alten Testament ist der höchste Titel „Diener“, im Neuen Testament ist er „Sohn“.

Die Veränderung der Rolle kommt von der Tatsache, dass im Neuen von Jesus Christus gemachten Bund er der erstgeborene Sohn ist; wir sind alle Adoptivkinder, aber jedenfalls Kinder. Mose ist der Diener Gottes, Jesus ist der Sohn des Vaters, aber beide brauchten, lange auf dem Berg betend zu bleiben, um gute Hirten auf der Erde zu sein. Auch der Mensch Gottes braucht, geführt zu werden, um führen zu können: Das ist der Geist des Schafes, der Zugehörigkeitswunsch, der tief in jedem Menschen lebt. „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“: das sind die ersten Worte des Psalms von heute. Wer weiß, dass er gut geführt wird, der ist im Frieden, in der Sicherheit, in der Ruhe und in der Friede, und er weiß immer, was zu tun, wohin zu gehen und was zu sagen. In der Herde werden die Schafe vom Hirten geführt, sie wissen, dass sie ihm gehören, aber sie sind frei, sie sind nicht mit einem Seil gefesselt, sie können sich bewegen und das Gras irgendwo, wo sie wollen, abweiden gehen. Das Schaf fragt sich nicht, wohin es im Winter oder im Sommer abweiden geht; das ist die Aufgabe des Hirten. In seinem geringen Entscheidungsbereich kann auch das Schaf aber wählen, wo das Gras abzuweiden, oder das Lämmchen zu säugen. Wir sind alle teils Schafe und teils Hirten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert