DEFS059

XXX Woche im Jahreskreis – Sonntag

Die Liebe Gottes für den Nächsten  

Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie (bei ihm) zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten. Mt 22,34-40

Die Kultur des Alten Testaments ist theozentrisch: die Liebe schlachthin war nur für Gott. Mose hatte geschrieben: „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft“ (Dtn 6, 4-5). Der ergebene Jude sprach diese Worte alle Tage beim Sonnenuntergang, denn sie waren sein Glaubenskenntnis. Für den Nächsten gab es in der jüdischen Kultur nur wenige Regeln über das gute Verhalten, die sich nur auf das jüdische Volk bezogen: Es gab keine Regeln und um so weniger Liebe für die Heiden. Jesus Christo führte die Liebe für jeden Menschen aller Religionen und Rassen ein, und hob sie am Stand der Liebe für Gott an: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben […]. Ebenso wichtig ist das zweite [Gebot]: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“. Jesus erklärt gut, wer der Nächste ist, im Gleichnis des guten Samariter: „Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab…“ (Lk 10, 30). Er ist ein Mensch, und damit Schluss. Der Mensch ist tatsächlich das Hauptgeschöpf, der Gott als sein Abbild schuf (Gen 1, 27); deshalb kann man nicht Gott lieben, wen man desgleichen sein Abbild nicht liebt. Das ist eine logische Wahrheit, aber Gott selbst musste auf die Erde in die Person Jesu von Nazaret kommen, um sie zu erklären. Dieses vollkommene Gleichgewicht zwischen der Liebe für Gott und der Liebe für den Nächsten, die aus dem Glauben an Herrn kommt, ist nicht immer in der Geschichte so erreicht worden, wie es Jesus formuliert hat. Manchmal war es mehr zum Gott gerichtet, manchmal nach zum Menschen. Heutzutage, mit der beherrschenden Säkularisierung, ist die Liebe zum Menschen gerichtet, falls sie da ist. Die Liebe für Gott wird als eine Ablenkung von der Liebe für den Menschen gehalten. Wer wirklich Glauben an Herrn hat, dem sind die zwei Gefühle auch heute dasselbe. Die Liebe für den Menschen ist sogar ein Beweis, um die Liebe für Gott zu erkennen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert