I Woche im Advent – Dienstag
Gott wohnt im Menschen
In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein: Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört. Lk 10,21-24
In der Lesung von heute, spricht Jesus von der Verbindung, die den Vater dem Sohn und den Sohn dem Vater bindet. Er erklärt sie nicht, es ist eine Mitteilung, und Jesus jubelt im Heiligen Geist davor, während er sie verkündigt, weil Gott den Kleinen die Mysterien des Himmelreichs offenbart hat und sie den Weisen verborgen hat. „All das“ – so sagt er – ist nicht zu verstehen: es ist Wahrheit, die zugehört werden müsst und die man erst glauben muss, um sie dann verstehen zu können. Teil dieser Wahrheit, denjenigen den heute verkündigt wird, ist das Verhältnis von Kenntnis und Kommunion zwischen dem Vater und dem Sohn: „Niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn“. Es ist ein Verhältnis, das wir alle menschlich erfuhren haben. Wenn Gabriele Gianmario ruft, oder Claudia Gianandrea ruft, wenden sie sich, weil sie die Stimme ihrer Kinder erkennen. Und den Anwesenden wird es klar aus der Unverzüglichkeit ihrer Antworte und der Natürlichkeit ihres Verhaltens, dass sie ihre Väter sind. Das ist dasselbe Gefühl, das wir erfahren, wenn Jesus dem Vater im Evangelium spricht. Aber es gibt mehr dazu: wir werden auch in jene tiefe Verbindung hineingezogen, die untrennbar Jesus dem Vater bindet. So sagt heiliger Augustinus: „Gott könnte den Menschen keine größere Gnade als diese schenken: Er band uns ihm wie Glieder, so dass er [Jesus von Nazaret] Gottes Sohn und Menschen Sohn war, ein einziger Gott mit dem Vater, ein selber Mensch mit Menschen“. Deswegen denken wir das Evangelium und die Heilige Schriften Tag für Tag nach: um mit Jesus und dem Vater vertraut zu machen, so dass wir ihren Geist und ihr Denken aneignen. Während des Tages haben wir die Aufgabe dann, sie in unseren Täten zu verleihen und sie den Menschen, denen wir begegnen, zu übertragen. Wenn wir diesen Morgennachdenken Tag für Tag treu bleiben, können wir dann mit heiliger Paul sagen: „Wir aber haben den Geist Christi“ (1Cor 2,16).