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II Woche der Fastenzeit – Donnerstag

Reichtum und Armut heute

Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. …. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Lk 16,19-26

Ich war 2003 in Nairobi, einer Stadt, wo alle sozialen Gegensätze und Spannungen in Afrika unserer Zeit sehr offensichtlich werden: Wenige Reiche und viele Arme, große Aggressivität und Unsicherheit auf den Straßen. Die Reichen leben in von sehr hohen Mauern umgegebenen Häusern, die innen von Hundemeuten der aggressivsten Rassen verteidigt werden; außerhalb überfallen Taschendiebe und Jungenbanden alle, die scheinen, etwas wertvoll mitzubringen. Ich wurde auch von Jungen überfallen, die mir aus dem Hals meinen goldenen Kreuz, die meine Mutter mir gelassen hatte, bevor sie starb, rissen. „Hier sind alle in Gefängnis – sagte mir der italienische Botschafter – Die Armen, denn sie leben im Gefängnis der Armut, und die Reichen, denn sie können nicht von ihren Häusern hinausgehen“. Nairobi ist die Stadt, die mich am meisten am Problem der gesellschaftliche Unterschiede und Spannungen unserer Zeit überlegen lassen hat. Sie ist Hölle auf der Erde. Dieser unüberwindliche Abgrund zwischen den auf der Welt zu Reichen und den auf der Welt zu Armen, darüber das Evangelium von heute spricht, wird während des Lebens, Tag für Tag gebaut. Wie ist es möglich, diese diabolische Neigung, nur als unser das zu betrachten, was wir haben – Reichtum, Vorrechte, Intelligenz, kulturelle Traditionen, umzukehren? Außerdem, wie ist es möglich, das, was nicht unser ist, als ob es unser wäre, zu verlangen? Und ich meine nicht nur das Notwendige. Und wie ist es möglich das Almosen einer Frau, die eine Puppe im Arm hält, als ob sie ein Kind wäre, um dein Mitleid zu erregen, zu geben? Das ist die Sünde der Welt, die der Mensch vom Vater zu den Kindern wie die DNS überliefert. Wir stehen vor einem komplizierten und planetarischen Problem, das nur vom den höchsten internationalen Organismen bekämpft werden kann, wenn sie die notwendigen Autorität und Ansehen dazu hätten. Persönlich können wir uns nur einer aufmerksamen Großzügigkeit und dem Beten öffnen.

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